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Viele Hunde leiden unter Juckreiz, Hautrötungen oder wiederkehrenden Ohrentzündungen. Der erste Verdacht fällt schnell auf das Futter – und Tierärzte empfehlen häufig Spezialdiäten großer Marken. Doch nicht immer liegt die Ursache tatsächlich im Napf. Häufig steckt etwas anderes dahinter: eine Reaktion auf Milben, Pollen oder andere Umweltfaktoren.
Dieser Beitrag erklärt, wie Sie echte Futtermittelallergien von Umweltallergien unterscheiden können, welche Tests Sinn machen – und wann Sie Ihrem Hund mit einer Ausschlussdiät wirklich helfen.
Was genau ist eine Futtermittelallergie?
Eine Futtermittelallergie ist keine einfache Unverträglichkeit, sondern eine Überreaktion des Immunsystems auf bestimmte Eiweiße im Futter. Beim ersten Kontakt merkt sich der Körper das Allergen, beim nächsten Kontakt reagiert er überempfindlich – mit Entzündung der Haut oder Schleimhaut.
Typische Symptome einer Allergie:
- Juckreiz ohne jahreszeitlichen Bezug
- Hautrötungen, entzündete Pfoten, wiederkehrende Ohrprobleme
- weicher Kot, Schleimauflagerungen oder andauernder Durchfall
Wenn das Futter gar nicht schuld ist
Nicht jeder Hund mit Juckreiz oder Verdauungsproblemen hat eine Allergie. In vielen Fällen liegt die Ursache deutlich näher – nämlich in der Fütterung selbst. Zu viel Abwechslung, ständig wechselnde Sorten oder Snacks überfordern den Verdauungstrakt. Ein empfindlicher Magen-Darm-Trakt reagiert auf so ein Auf und Ab mit weichem Kot, Schleimauflagerungen, Blähungen oder sogar Erbrechen.
Auch die Futtertemperatur spielt eine Rolle: Kaltes Futter direkt aus dem Kühlschrank kann Krämpfe oder Durchfall auslösen. Ebenso problematisch sind ranzige Fette oder Futter, das zu lange offen steht. Viele Hunde reagieren darauf mit Hautproblemen & Blähungen – nicht, weil sie „allergisch“ sind, sondern weil schlechte Fette Entzündungen im Körper fördern.
Ein weiteres Problem: zu viel Fett, Bindegewebe oder fermentierbare Faserstoffe. Besonders Geliermittel in Nassfutter oder Snacks können im Darm übermäßig gären. Das führt zu Blähungen, Schleim im Kot und Unwohlsein – Symptome, die leicht mit einer Futtermittelunverträglichkeit verwechselt werden.
Auch Kauartikel tragen oft zur Verwirrung bei. Sie gelten als harmlos, liefern aber große Mengen Fett und schwerer verdaulichen Kollagen. Wer regelmäßig Rinderhaut, Schweineohren, getrocknete Sehnen oder Innereien füttert, kann unbemerkt den gesamten Energie- und Fettgehalt der Ration deutlich erhöhen. Die Folge: Verdauungsprobleme wie Blähungen oder weichen Kot, auch gerne mit Schleimbeimengungen.
Ebenso häufig: zu viel Futtermenge oder zu lange oder zu kurze Pausen zwischen den Mahlzeiten. Beides stresst Magen und Bauchspeicheldrüse. Der Hund zeigt dann dieselben Symptome wie bei einer echten Futterunverträglichkeit – obwohl schlicht die Fütterungsroutine nicht passt.
Bei Hautproblemen ist die Ursache ebenfalls oft nicht allergisch. Parasiten, unregelmäßige Fellpflege, Übergewicht, hormonelle Veränderungen oder Reaktionen auf Medikamente kommen als Auslöser infrage. Auch eine ungünstige Fettsäurenzusammensetzung im Futter kann die Hautbarriere schwächen. Fehlen essenzielle Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren, wird die Haut trockener, juckt leichter und reagiert empfindlicher.
Erst wenn all diese Faktoren überprüft und korrigiert wurden, lohnt sich der Blick auf mögliche Allergien.
Wenn doch eine Allergie dahinter steckt
Manche Hunde reagieren tatsächlich allergisch – aber nicht immer auf das Futter. Viele zeigen eine sogenannte Atopie, also eine genetische Neigung zu Überempfindlichkeitsreaktionen auf Umweltallergene wie Hausstaubmilben, Pollen oder Flohspeichel. Diese Allergien treten unabhängig vom Futter auf und können ganz ähnliche Symptome verursachen: Juckreiz, Lecken, Rötungen, Entzündungen der Pfoten und Ohren.
Die Abgrenzung zwischen Futter- und Umweltallergie ist schwierig, weil sich die Symptome überschneiden. Manche Tiere reagieren auf beides, was die Diagnose zusätzlich erschwert. Ein strukturiertes Vorgehen ist daher entscheidend: Erst Fütterung und Pflege optimieren, dann mögliche Umweltallergien prüfen – und erst danach über eine Ausschlussdiät nachdenken.
Wie aussagekräftig sind Bluttests?
Blut- oder Speicheltests für Futtermittelallergien liefern keine verlässlichen Ergebnisse. Sie messen Antikörper, nicht aber die tatsächliche Reaktion im Körper. Gesunde Hunde ohne Beschwerden zeigen in diesen Tests oft „positive“ Ergebnisse.
Auch Haar- oder Speichelanalysen, wie sie im Internet angeboten werden, sind wissenschaftlich nicht belegt.
Für Milben- oder Pollenallergien kann ein Bluttest ergänzend sinnvoll sein, ersetzt aber nie eine gründliche tierärztliche Untersuchung.
Die Ausschlussdiät – Goldstandard der Diagnostik
Nur eine Ausschlussdiät kann klären, ob wirklich das Futter schuld ist. Sie dauert 6–8 Wochen und besteht aus:
- einer Eiweißquelle, die Ihr Hund noch nie bekommen hat
- einer Kohlenhydratquelle, die ebenso neu ist
Beispiele für allergikerfreundliche Nassfuttersorten:
Diese Produkte eignen sich gut als Einstieg, weil sie auf unnötige Zusätze und sogenannte „Superfoods“ verzichten. Viele Hersteller werben mit exotischen Zutaten oder pflanzlichen Pulvern, die eher das Etikett füllen als wirklich helfen. Stadtwolf setzt hier bewusst auf klare, nachvollziehbare Rezepturen – ein wichtiger Punkt bei sensiblen Hunden.
Während dieser Zeit gilt absolute Konsequenz: Kein Leckerli, keine Zahnpflege-Snacks, keine Gelenkprodukte oder Ölmischungen – es sei denn, sie bestehen exakt aus denselben, getesteten Komponenten.
Was bedeutet das konkret?
- Getrocknetes Fleisch (z. B. getrocknetes Pferdefleisch bei der Pferd-Süßkartoffel-Diät) kann verwendet werden, wenn die Fleischquelle identisch mit der Diätquelle ist und keine weiteren Zusätze enthält.
- Trockenfutter derselben Fleischsorte ist nicht automatisch geeignet, da häufig zusätzliche Zutaten enthalten sind – etwa Hefe, Rübenschnitzel, Maisstärke, Öle oder Kräuter. Diese können den Test verfälschen.
Wichtig ist, dass in der gesamten Diät alle Bestandteile bekannt und kontrolliert sind. Jede zusätzliche Proteinquelle – selbst in Spuren – kann die Diagnose zunichtemachen.
Nach sechs bis acht Wochen folgt der sogenannte Provokationstest: Der Hund erhält sein altes Futter erneut. Treten Juckreiz, Durchfall oder Schleim im Kot wieder auf, ist die Diagnose bestätigt.
Diese Methode ist aufwendig, aber sie liefert die einzige belastbare Antwort. Jede Abkürzung – etwa ein vermeintlich „allergikerfreundliches“ Trockenfutter – schwächt die Aussagekraft.
Futtermilben – unterschätzt oder überschätzt?
Oft wird behauptet, Trockenfutter enthalte Milben, die Allergien auslösen. Untersuchungen zeigen jedoch: Futtermilben sind selten ein reales Problem.
In Studien fanden sich in frischen Futtermitteln keine Milben, wohl aber in Hausstaubproben. Häufig handelt es sich also um Kreuzreaktionen: Hunde mit Hausstaubmilbenallergie reagieren auf Proteine, die den Futtermilben ähnlich sind.
Tipp:
- Trockenfutter kühl und trocken lagern.
- Offene Säcke luftdicht verschließen.
- Innerhalb weniger Wochen verbrauchen.
- Einfrieren hilft nur, wenn das Futter bereits milbenfrei war.
Andere Ursachen für allergieähnliche Beschwerden
Auch ohne Allergie kann Futter Beschwerden machen:
- zu häufiger oder schneller Futterwechsel
- zu viel Bindegewebe oder Ballaststoffe
- zu kaltes oder verdorbenes Futter
- hastiges Fressen oder zu lange Futterpausen
Zudem können Leber-, Nieren- oder Hormonerkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion ähnliche Symptome auslösen. Darum sollte vor jeder Diät eine gründliche tierärztliche Untersuchung stehen.
Wann ist eine Eliminationsdiät sinnvoll?
Eine Ausschlussdiät ist sinnvoll, wenn Ihr Hund:
- ganzjährig Juckreiz zeigt, ohne saisonale Schwankung,
- Parasitenbefall sicher ausgeschlossen ist,
- keine andere Grunderkrankung hat,
- und Sie die Fütterung konsequent kontrollieren können.
Bei saisonalem Juckreiz (nur im Sommer oder Herbst) ist eine Umweltallergie wahrscheinlicher.
Fazit: Systematisch vorgehen statt planlos ausprobieren
Viele Hunde bekommen „Allergiefutter“, ohne dass eine Futtermittelallergie bestätigt ist. Bluttests und Vermutungen helfen nicht weiter. Nur eine strukturierte Ausschlussdiät mit anschließender Provokation liefert eine klare Antwort.
In der Praxis zeigt sich: Die meisten Hunde mit Juckreiz reagieren auf Milben oder Umweltfaktoren, nicht auf ihr Futter. Wer systematisch vorgeht, erspart seinem Hund überflüssige Experimente – und kommt schneller zur richtigen Behandlung.
Praktische Tipps für Hundehalter
- Symptome und Futter in einem Tagebuch dokumentieren.
- Trockenfutter stets luftdicht und kühl lagern.
- Futterwechsel nur schrittweise und überlegt durchführen.
- Parasiten und andere Erkrankungen zuerst ausschließen.
- Ausschlussdiät nur unter tierärztlicher Anleitung durchführen.
Kurz & Knapp: FAQ zur Futtermittel- und Milbenallergie beim Hund
- Wie häufig ist eine echte Futtermittelallergie beim Hund? Selten. Schätzungsweise 10–15 % der allergischen Hunde reagieren wirklich auf Bestandteile ihres Futters.
- Wie zuverlässig sind Bluttests auf Futtermittelallergien? Nicht zuverlässig. Sie zeigen oft falsch-positive Ergebnisse und sind für die Diagnosestellung ungeeignet.
- Wie unterscheidet man Futtermittel- und Milbenallergie? Nur über eine Ausschlussdiät mit anschließender Provokation. Bluttests helfen hier nicht weiter.
- Was sind typische Auslöser einer Futtermittelallergie? Am häufigsten Rind, Huhn, Milchprodukte, Weizen, Ei oder Soja – seltener Fisch oder Lamm.
- Können Milben im Futter Allergien auslösen? Nur sehr selten. Meist handelt es sich um Kreuzreaktionen bei Hunden mit Hausstaubmilbenallergie.
- Was hilft bei Juckreiz, wenn keine Allergie vorliegt? Fütterungsfehler korrigieren, Parasiten ausschließen, Darmgesundheit prüfen und Futter stabil halten.
Foto von Ulf Sandström auf Unsplash
      
 
                                                                         
                                                                                                                                                                                        
                                                     
                                                                                                                                                                                        
                                                     
                                                                                                                                                                                        
                                                     
                                                                                                                                                                                        
                                                     
                                                                                                                                                                                        
                                                     
                                                                                                                                                                                        
                                                    